Historie

Seit über einem halben Jahrhundert wirkt der Bürgerverein Tweelbäke e. V. in dem dreigeteilten Dorf Tweelbäke. Die Stadt Oldenburg und die Gemeinden Hatten und Hude sind die für das Dorf Tweelbäke und unseren Vereinsbereich zuständigen Kommunalbehörden.

Dem Verein, der am 13. August 1992 in das Vereinsregister bei dem Amtsgericht Oldenburg eingetragen wurde, standen seit seiner Gründung bis heute vor:

Heinrich Paradies von 1943 bis 1966

Dietrich Sanders von 1966 bis 1979

Karl Behrens von 1979 bis 1994

Georg Harfst von 1994 bis 2010

Auf der Jahreshauptversammlung am 2. April 1953 gab der Vorsitzende Heinrich Paradies bekannt, daß sich inzwischen die stadtoldenburger Obst- und Gartenbauvereine -wie sich auch der Tweelbäker Bürgerverein seit seiner Gründung im Jahre 1943 bezeichnete- in Garten- und Bürgervereine umbenannt hätten und schlug der Versammlung vor, entsprechend zu verfahren. Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Der Vorstand wurde so zusammengesetzt, daß die „drei Teile von Tweelbäke“, so heißt es im Protokoll, „arbeitsfähig sind“. Diesem Grundsatz, wonach alle Teile des Dorfes Tweelbäke im Vorstand vertreten sein sollten, ist der Verein bis heute treu geblieben. Mit der Umbenennung und dem Anschluß an die Arbeitsgemeinschaft der Stadtoldenburger Bürgervereine im Jahre 1954 begann die kommunale Arbeit des Bürgervereins. Mit der verstärkten Wahrnehmung dieser Aufgaben und der Ausdehnung gesellschaftlicher und kultureller Aktivitäten kam es mit Beschluß der Mitgliederversammlung vom 20. März                  1978 zu einer weiteren Umbenennung des Vereinsnamens in den bis heute geltenden Namen „Bürgerverein Tweelbäke“.

Gründungszweck war es, in den Kriegsjahren Pflanzen, Sämereien, Dünge- und Spritzmittel zu beschaffen. Die Erlangung dieser Güter war nur über Sammelbestellungen möglich, die einen Zusammenschluß der Tweelbäker erforderlich machte.

Unmittelbar nach dem Krieg trat ein Wandel der Aufgaben des Obst- und Gartenbauvereins ein. 1946 wurde verbunden mit einer Obst- und Gemüseausstellung das erste Erntedankfest für die Tweelbäker organisiert. Schon bald waren neben den bis heute veranstalteten verschiedenartigsten geselligen Zusammenkünften die Wahrnehmung kommunalpolitischer Interessen für das Dorf Tweelbäke von besonderer Bedeutung. Das Schulwesen und das Höfeerbrecht in Tweelbäke  waren zunächst Gegenstand verschiedener Eingaben des Vereins. Die Anlegung eines Sportplatzes für Tweelbäke am Borchersweg, die Widmung von Wegen für den öffentlichen Straßenverkehr, der Anschluß an den öffentlichen Nahverkehr, die Aufstellung von Bebauungsplänen, die Entwicklung von Flächennutzungsplänen und viele andere für die Tweelbäker entscheidende Reglungen der Stadt Oldenburg und der Gemeinden Hatten und Hude wurden vom Verein angeregt oder kamen unter seiner Beteiligung zustande.

Die Wiedervereinigung des 1935 willkürlich ohne Beteiligung der Bürger geteilten Dorfes Tweelbäke und seine Wiedereingliederung in die Stadt Oldenburg war ein besonderes Anliegen des Vereins. Trotz eines eindeutigen Ergebnisses einer im März 1955 durchgeführten Befragung aller Bürger der Dorfteile der Gemeinde Wüsting -jetzt Gemeinde Hude- (152 Ja-Stimmen, 7 Nein-Stimmen, 4 Enthaltungen) und der Gemeinde Hatten (187 Ja-Stimmen, 5 Nein-Stimmen, 5 Enthaltungen) blieben die bis in die sechziger Jahre verfolgten Bemühungen einer Zusammenführung ohne Erfolg.

Während seines Bestehens ist und war es für den Bürgerverein ein andauerndes Bestreben, die Dorfgemeinschaft trotz der Dreiteilung zu fördern. So äußerte Heinrich Paradies bei der Aufgabe seines Vorsitzes 1966 den Wunsch, „daß der Verein weiterhin die wirkungsvolle Klammer des Dorfes sein möge“. Diese Aufgabe hat der Verein bis heute in seiner Satzung verankert: in dem Beirat als Vereinsorgan des Bürgervereins Tweelbäke e. V. sind alle Vereine Tweelbäkes durch den jeweiligen Vereinsvorsitzenden vertreten. Hierzu heißt es u. a. in der Satzung: „Der Beirat soll den Vorstand zur Förderung und Durchführung gemeinschaftlicher Belange zum Wohle des Dorfes Tweelbäke  unterstützen.“

Der Bürgerverein wirkt mit in dem Sinne, die Geschlossenheit Tweelbäkes fortbestehen zu lassen:

- Seit 1946 bis 1993 wurden die Erntedankfeste des zunächst rein landwirtschaftlich ausgerichteten Tweelbäkes vom Bürgerverein mit wechselnder Beteiligung verschiedener Tweelbäker Vereine ausgerichtet.

- Seit 1951 werden jährliche Reiseveranstaltungen durchgeführt, die über Halbtagsfahrten bis hin zu mehrtägigen Auslandsfahrten für viele Tweelbäker unvergeßliche Erinnerungen mit sich gebracht haben. Die jährlichen Himmelfahrtstouren sind zu einem festen Begriff geworden und aus dem Veranstaltungsreigen Tweelbäkes nicht wegzudenken.

- Seit 1951 werden die Mitglieder des Vereins bei hohen Geburtstagen und Goldenen Hochzeiten sowie weiteren Hochzeiten geehrt.

- Seit 1953 wird eine regelmäßige Bewertung der Höfe und Gärten mit der Vergabe von Preisen durchgeführt.

- Für die Tweelbäker Kinder werden regelmäßig eine Weihnachtsfeier, ein Ostereiersuchen und ein Bummelaternenumzug veranstaltet. Seit Beginn des Jahres 1996 wird darüberhinaus monatlich ein Nachmittagstreff für die Kinder und Jugendlichen Tweelbäkes veranstaltet, um ein gegenseitiges Kennenlernen zu ermöglichen; mit der kommunalen Aufteilung ging die Aufteilung des Schulwesens in Tweelbäke einher, was zur Foge hatte, daß Kontakte über die verschiedenen gemeindlichen Dorfteile hinaus zwischen den Kindern des Dorfes nicht mehr stattfanden.

Beispielhaft für die Wahrnehmung kommunaler Aufgaben während der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte sind neben vielen anderen aufgegriffen Problemstellungen zu nennen:

- Die Beteiligung des Bürgervereins am formellen Anhörungsverfahren bei der Aufstellung von Flächennutzungs- und Bebauungsplänen: 1980 wird der zwischenzeitlich 1996 abgelöste Flächennutzungsplan 1981 der Stadt Oldenburg diskutiert, der das Gewerbegebiet Tweelbäke zur Folge hatte. Im „Oldenburger Bürger“ berichtet Frau Annemarie Bredehorn unter der Überschrift: “Tweelbäker tappen im dunkeln“ über die kontrovers geführte Diskussion mit dem Fazit: „Der Diskussionsabend des Tweelbäker Bürgervereins wird den Rats-Fraktionsvorsitzenden vor Augen geführt haben, daß in Zukunft nicht mehr so rigoros über die Köpfe der Bürger hinweg geplant und entschieden werden kann.“ Diese Erkenntnis hat sich bei der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans 1996 durchgesetzt: Nach einer Bürgerversammlung am 23.3.1995 unter großer Beteiligung der Tweelbäker wurden die Eingaben des Bürgervereins bei der Festsetzung des Flächennutzungsplans, der jetzt die Beplanung aller Flächen des stadtoldenburger Teils Tweelbäkes vorsieht, überwiegend berücksichtigt und umgesetzt. Bebauungspläne wie Gewerbegebiet Tweelbäke, Borchersweg, Scheibenweg, Tweelbäke/„Forellenhof“ u. a. sind Gegenstand von Eingaben und Stellungnahmen. Der Bau einer Gußasphaltanlage und der Weiterbetrieb einer Anlage zur Verbrennung von Krankenhausabfällen im Gewerbegebiet werden auch nach Interventionen des Bürgervereins aufgegeben.

- Verkehrslenkende und -sichernde Maßnahmen (Gestaltung von Einmündungsbereichen, Ampelanlagen, Radwegebau usw.) werden angegangen und -wenn auch häufig erst nach mehreren Jahren- zugunsten der Tweelbäker umgesetzt.

- Müllsammelaktionen sowie die Durchführung und Beteiligung an Pflanzaktionen sind u. a. Aufgaben, die den in der Vereinssatzung verankerten „Interessen des Umweltschutzes und der Landschaftspflege“ entsprechen. Hierzu sind beispielhaft auch die Errichtung des „Tweelbäker Tores“ 1984 sowie die Planung, Anlage und spätere Unterhaltung eines Obstbaumgartens auf dem Gelände des Körperbehindertenzentrums Borchersweg anläßlich des fünfzigjährigen Vereinsjubiläums im Jahre 1993 zu nennen.

Auch über das Jubiläumsjahr des Dorfes Tweelbäke 1998 hinaus soll, wie es der Wunsch des ersten Vorsitzenden des Vereins Heinrich Paradies bei Aufgabe seiner Tätigkeit als Vorsitzender war, „der Bürgerverein Tweelbäke die wirkungsvolle Klammer des Dorfes“ sein.

Verfasser: G. Harfst, April 1997